Inzwischen nehme ich Ritalin. Die kippen alle nur um!An ungefähr allen. Heute weiß ich: Je bekannter man ist, desto mehr polarisiert man auch. Von da an konnte ich wieder aufrecht durch die Stadt gehen, weil ich mir mein gutes Gefühl nicht durch die Anerkennung des 08/15-Bürgers hole, sondern dadurch, wieder mal an den Normen gekratzt zu haben.In der Zeit, als es uns wirklich schlecht ging, haben die Leute gar nicht reagiert. Julius Dittmann führt das von seinen Eltern gegründete Familienunternehmen Titus. Da war ich extrem angreifbar. Also habe ich mir gesagt: Titus, du musst jetzt mal ganz rational planen, wie deine nächsten zehn Jahre bis 70 verlaufen. Ich bin ja eher Oldschool gefahren. Ohne die Aktion wären wir überhaupt nicht handlungsfähig gewesen, selbst als wir wieder allein im Vorstand waren. Als wir zum Business Breakfast in die Skateboard-Halle eingeladen haben, kamen 250 Unternehmer, die lokale Presse war da, das Fernsehen ...Fast wie in alten Zeiten: 2001, also kurz vor dem geplanten Börsengang, wurden Sie als Entrepreneur of the Year gefeiert und bekamen auch jede Menge internationaler Auszeichnungen. Eigentlich waren alle, die ich irgendwo aufgepickt habe, in dieser Phase. Das änderte sich, als sich Anfang der neunziger Jahre die ersten Mitarbeiter als Mitbewerber aufbauten. Und dann, als der Börsengang abgesagt war und es uns richtig schlecht ging, hatten wir auf einmal drei weitere Vorstände an der Seite. Über Jahrzehnte beherrschte er den Skateboard-Markt in Deutschland mit seinen „Titus“-Läden praktisch allein.Dittmann engagiert sich mit Hilfsprojekten in Syrien, Afghanistan und in Afrika, außerdem organisiert seine Stiftung die Workshops „Skaten statt Ritalin“. Rückblickend sieht er die Fehler, die er gemacht hat. Er kam mit jeder Menge Vertriebsrechten zurück, hat sechs Mitarbeiter von uns übernommen und ist so erfolgreich, dass er uns auf den letzten Metern mit einem Kredit helfen konnte.Er bekam die Lizenzen, obwohl alle wussten, dass er zu diesem Chaos-Laden gehört oder zumindest gehörte?Er hat immer mit offenen Karten gespielt: "Titus ist in Schwierigkeiten, ich fange neu an und übernehme. Der Vorteil des Skateboards: Es ist erwachsenenuntauglich. Da habe ich meinem Sohn empfohlen: "Wenn du jetzt clever bist, brich deine Lehre bei uns ab, flieg in die USA und geh zu den Lieferanten, denen wir kündigen werden." Titus Dittmann, 70, schleuste in den 80er Jahren Skateboards aus den USA nach Deutschland – unter seiner Dreckwäsche am Zoll vorbei.

Dabei ist Scheitern keineswegs ein Makel – es ist eine große Chance. Wenn ihr mich mit 30 erlebt hättet – ich konnte 18 Stunden konzentriert Gas geben, dachte immer: Warum erwische ich ständig so Schluffis als Mitarbeiter? Der ist so erzogen, dass er nur das als seines ansieht, was er sich auch wirklich selber erwirtschaftet hat.Ja klar, er ist Skateboarder und war heiß darauf, da mitzumachen. Erst als zwei ehemalige Partner mit meinem Konzept genau dorthin wollten, habe ich mir gesagt: lieber tot als Zweiter. Titus Dittmann war Hauptredner beim Wirtschaftsforum, das von Bürgermeisterin Sonja Schemmann und Ralf Nadicks­bernd moderiert wurde. So hatte auch der Sohn einen Schlafplatz. Erstausstrahlung: Freitag, 13.05.2016 um 20:15 Uhr im WDR. Die haben nur über eines nachgedacht: Wie kommen wir hier schnell wieder raus, ohne Kohle zu verlieren?Titus zerlegen und die einzelnen Firmen und Lizenzen verkaufen.Genau. Auf der anderen Seite wollte er nach dem Abitur auch ganz gern wie seine Kumpels studieren.