Trotzdem tauchen sie gelegentlich in unserer Alltagssprache auf.
Man hat versucht nachzuweisen, dass das angeblich auch in der Hitlerjugend gebraucht wurde, was sicher stimmt. Konkret wird gefordert, dass gewisse belastete Worte aus dem offiziellen Sprachgebrauch entfernt werden sollen. Es ist quasi wie ein Wörterbuch oder ein Lexikon das du unterwegs durchlesen kannst. Wenn von gewissen Worten die Rede ist, geht es natürlich um politische Begriffe. Aber jetzt erscheint zum ersten Mal ein Bändchen, das den Friedhof der Dudenwörter einigermaßen systematisch und umfangreich vermisst und kartografiert. Es entbehrt nur nicht einer gewissen Ironie, dass diese Sachen mit einem Begriff bezeichnet werden, der in der NS-Zeit genau das Gegenteil bedeutete. Sein Buch "Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht" erschien im Dudenverlag (2019).
"Bis zur Vergasung" lässt sich nachweisen, bevor das erste Mal eine Gaskammer gebaut wurde. „Sie erstickte Neugeborene, verbrannte sie im Ofen oder warf sie in die Elbe.“ Mopo, 27. Die Dateien können jederzeit vom Anbieter offline genommen werden. Wir gebrauchen auch heute Sprachbilder wie "es kocht in mir", oder "eine Unterhaltung kommt zum Siedepunkt".Mit dem "inneren Reichsparteitag" ist es ähnlich. Der Rechtschreibduden hechelt da immer hinterher. Jugendwort 2020 ist Cringe. Massenandrang - das war einmal. Da ist ihr dann ein veritabler kleiner Shitstorm um die Ohren geflogen, weil "Sonderbehandlung" nachweislich ein häufig gebrauchtes Synonym für Massenmord, für Ermordung im System der Konzentrationslager und im nationalsozialistischen Mordsystem war.Ja. Die Vielzahl der Neuerungen nimmt unsere Aufmerksamkeit viel mehr in Anspruch. Deswegen will ich das aber nicht verdammen. "Zersetzen" war ein Standardvorwurf der Nazis. Das andere ist nun mal, dass es unabhängig von der Tatsache, dass diese Redensart lange, bevor die ersten Gaskammern gebaut wurden, existiert hat, bei sehr vielen Leuten diese unangenehmen Assoziationen weckt, und wenn Sie dann nicht im jeden Gespräch erst mal erklären wollen, das ist doch gar nicht aus dieser Zeit, dann sollten Sie es vielleicht einfach weglassen.Man kann es natürlich weiter benutzen. Die Duden-Redaktion zählt sogar 23 Millionen deutsche aktuell gebräuchliche Wörter in ihren elektronischen Textsammlungen. DW Digitales Leben testet die beliebtesten Apps.
Der Journalist und Autor Matthias Heine ordnet vorbelastete Begriffe historisch ein, die wir in der Alltagssprache unbefangen verwenden. Das ist eher ein Sprachgebrauch aus den Dreißigerjahren, mit dem man sich ironisch der offiziellen Sprache bediente. Der Duden, unser orthografisches Gewissen, weiß das und führt sie in seiner unrühmlichen „Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter“.
Und Wörter, die die Nazis erfunden haben, oder die durch die Nazis erst so richtig in Gebrauch gekommen sind. Nur bestand die Hitlerjugend ja aus ganz normalen Schülern - da musste ja jeder Mitglied sein. Die Duden-Redaktion hat dem Autor Peter Graf Listen mit gestrichenen Wörtern und das Datum ihrer Aussortierung zur Verfügung gestellt und Graf ordnet sie nach Themengebieten, denen er jeweils einen erhellenden kleinen Essay widmet.Gestrichen wird ein Wort, wenn es nach den Zählungen der Duden-Leute – früher per Zettelkasten, heute digital – außer Gebrauch gekommen ist. Manchmal gibt es aber politische Gründe. Germanismen zieren andernorts zunehmend auch Werbeslogans, Feuilletons und sogar Wörterbücher. Es schadet aber nicht zu wissen, dass es diese Bedeutung in der NS-Zeit hatte. Die schaut man sich natürlich zuallererst an. Manche sind einfach veraltet. Das hat damit zu tun, dass das Wort vor allen Dingen nach 1945 in der DDR weitergelebt hat und von da dann wiederum in den westdeutschen linken Wortschatz zurückgespült wurde. Wörter können auch wieder leergespült werden. Aber in der Nazi-Sprache hat die Verallgemeinerung eine besondere Schärfe angenommen - man hat damit Opfergruppen stigmatisiert.Er kommt dahin, weil das eindeutig ein Wort ist, das von den Nazis geprägt wurde: 1933, als die Reichskulturkammer gegründet wurde, kam im Zusammenhang mit der Berichterstattung und mit öffentlichen Appellen plötzlich das Wort "Kulturschaffende" auf.